Süchteln – Stadt im Grünen

Fundstücke, Ausgrabungen und Überlieferungen belegen keltische, römische und fränkische Ansiedlungen im heutigen Stadtgebiet Süchtelns. Als Ort wird Süchteln erstmals 1116 in den Chroniken der Abtei St. Pantaleon in Köln erwähnt. Nachdem Süchteln im ausgehenden Mittelalter dem Herzogtum Jülich zugesprochen wurde, erhielt es 1423 die Marktrechte. Seit 1405 besitzt Süchteln die Stadtrechte, urkundlich belegt durch das Original-Dokument mit Süchtelner Siegel im Nationalarchiv in Paris. Vom Ende des 19. Jahrhunderts bis zum Ende der 1950er Jahre war Süchteln eine florierende Stadt der Webindustrie. Als Ortsheilige wird Irmgard von Süchteln verehrt. Ihr zu Ehren findet alljährlich die Irmgardisoktav auf dem Heiligenberg auf den Süchtelner Höhen statt.

Heute erfreut sich Süchteln insbesondere als Wohnstandort großer Beliebtheit. Kein Wunder, ist es doch von doch ebenso unterschiedlichen wie reizvollen Naturlandschaften umgeben, die zum Familienspaziergang einladen. Da ist zum einen die weitläufige, typisch niederrheinische Bruchlandschaft in Richtung Niers mit ihren Kopfweiden und ausgedehnten Feuchtwiesen. Nach Westen hin wird es mit den Süchtelner Höhen hügelig und bewaldet. Hier finden sich Kleinode wie die Irmgardiskapelle, der Jugendstil-Wasserspeicher oder die „versunkene Kapelle“ im Johannistal.

Den Süchtelnerinnen und Süchtelnern wird ein offenes, tolerantes und kommunikationsfreudiges Wesen zugesprochen. Bester Beweis dafür ist vielleicht der gewachsene Umgang mit den Patientinnen und Patienten der LVR-Klinik im Johannistal, die neben der Orthopädie große Abteilungen für Sucht- und Drogentherapie sowie zahlreiche psychiatrische Einrichtungen beherbergt. Inklusion wurde im Süchtelner Alltag bereits selbstverständlich gelebt, als es den Begriff in seiner heutigen Bedeutung noch gar nicht gab.

Insbesondere wer an den Markttagen Dienstag und Freitag Süchteln besucht, erkennt auch im Ortskern den besonderen Charme der „Irmgardisstadt“. Zwischen der 1856 erbaute Pfarrkirche St. Clemens – ihr 73 m hoher Turm stammt aus dem Jahr 1481 – und dem Sparkassen-Neubau aus dem Jahr 2000 prägen schöne Altbauten und malerische Gassen den historischen Stadtkern.

Den Herausforderungen des Strukturwandels begegnen die Süchtelnerinnen und Süchtelner mit Kreativität und Engagement. Der Einzelhandel in der Innenstadt ist im Wandel hin zu kleineren,  spezialisierten Angeboten. Regelrechte Aufbruchstimmung entstand rund um die Restaurierung der „Königsburg“, einem 1908 errichteten Saalbau, der in den 1950er Jahren eine zweite Blüte als Lichtspielhaus erlebte. Mit Hilfe von Spenden, öffentlichen Fördermitteln und dem Engagement zahlreicher Bürgerinnen und Bürger im Förderverein Königsburg 2.0 wurde 2017 mit der Restaurierung des unter Denkmalschutz stehenden Gebäudeensembles im Herzen Süchtelns begonnen. Heute finden dort regelmäßige kulturelle Veranstaltungen statt, verschiedene Vereine und Initiativen nutzen die Räume für ihre Treffen.